
Nach fast einem Jahr und 200 Beiträgen stellte sich die Frage, ob es sinnvoll ist jeden Tag ein „Bild“ zu posten. Ich hatte ein bißchen die Freunde am Blog verloren, die letzten Beiträge waren schon vom Zwang nicht nachzulassen geprägt. Hinzu kam noch die ganze Arbeit in Haus und Hof und der tägliche 10 Stunden-Tag um rechtzeitig die Steuern und GEZ-Beiträge abzuführen.
Diese Phase scheint jetzt erst mal überwunden zu sein. Der tägliche Einheitsbrei in den Medien mit der Schürung von Ängsten, den aufeinanderhetzen verschiedener Bevölkerungsgruppen, endlosen Kriegen, Armut mit dazugehörigen Krokodilstränen, pseudowissenschaftlichen Informationen, Kochsendungen, Werbeveranstaltungen, getarnt als Sportevents und das dazugehöriger Geschwätz der Experten braucht ein Gegengewicht.
Das Ziel des Blogs bleibt bestehen, Freude verbreiten, zum Nachdenken anregen und vielleicht aus den Ereignissen der Vergangenheit Zukunftsvisionen zu entwickeln.
„Aus der Geschichte lernen, heißt siegen lernen“ (weiß nicht von wem dieser Spruch ist)
Es war natürlich nicht nur die Belastung des Schreibens, sondern auch viel Freude und Erkenntnisgewinn, die mich im vorigen Jahr bei meiner Arbeit begleitet haben.
Besonders habe ich mich der Struktur von Wohngebieten, besonders der 1950 bis 90-ger Jahre vertraut gemacht, die oft kleinen Planstädten glichen. Da gab es Einkaufsmöglichkeiten für Waren des täglichen Bedarfs , die grundsätzlich zu Fuß erledigt wurden. Die Kindergärten und Schulen standen immer in verkehrsfreien Zonen oder es wurden extra Fußgängerbrücken oder Unterführungen gebaut.
Aus heutiger Sicht erstaunlich ist die große Anzahl von Kunstwerken, die die Wohngebiete verschönert hatten. Diese wurden vorrangig an öffentlichen Gebäuden oder entlang den Hauptverkehrswegen realisiert, damit sich viele Menschen daran erfreuen konnten.
Wohngebiete für die Menschen, haben wir in der Zukunft gelebt?
Ist es erforderlich alle Objekte selbst zu fotografieren? Man kann ja auch im Internet recherchieren und findet bestimmt zu jedem Kunstwerk ein paar Bilder. Dazu fallen mir drei Antworten ein.
1. Der Spaßfaktor
Ich suche mir immer ein Wohngebiet raus, schnappe mir den Fotoapparat und laufe das Wohngebiet planquadratmäßig ab. Am liebsten von einem Bahnhof oder einer S-Bahnhaltestelle aus. Dabei erschließt sich ziemlich schnell die Struktur des Wohngebietes, man ist an der frischen Luft, kommt mit Menschen ins Gespräch und tut nebenbei etwas für die Fitness. 10-15 km am Tag ist so der übliche Standard. Ich springe dabei nicht von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, sondern gucke einfach was zu entdecken ist.
2. Die Dokumentationsmöglichkeit
Es sind ja in den neuen Bundesländern viele Kunstwerke bereits geschleift worden. Besonders Springbrunnen sind davon betroffen. Diese kosten viel Geld im Unterhalt, das man viel besser in die Landesverteidigung und die dafür zuständigen Beraterfirmen investieren kann. Meistens stehen sie auch gerade da, wo die Bevölkerung unbedingt ein neues Kaufhaus wünscht. Und dann ist da noch die sogenannte Staatsnahe Kunst zu erwähnen. Eine ganz schlimme Sache. Aber es gibt Hoffnung, da ja zur Beseitigung dieser Kultur immense Mittel zu Verfügung stehen. Die Erfolge dieser Bemühungen möchte ich gerne dokumentieren, darum werde ich in Zukunft alle Fotos mit einem Datum versehen. Damit wird dann der aktuelle Stand der deutschen Kultur dokumentiert.
3. Kunstwerke im Internet hinter einer Bezahlschranke oder in Datensammelinstitutionen.
In der heutigen Gesellschaft ist Kunst eine Ware. Das äußert sich unter anderem darin, dass es zig Agenturen gibt, die Fotos von Kunstwerken verkaufen wollen. Möchte man sich einfach mal ein paar Bilder im Internet ansehen um sich daran zu erfreuen oder ein bißchen in Erinnerung zu schwelgen, wird dieser Genuß durch Wasserzeichen der Firmen getrübt. Vielleicht entsteht auf diese Art und Weise mal ein kleiner Katalog über diese Kunstwerke. Dieser ist dann allen Menschen freizugänglich. Ich habe nichts dagegen, dass meine Fotos im nichtkommerziellen Bereich, unter Angabe der Quelle, verwendet werden. Im Gegenteil ist das sogar wünschenswert. Bezahlt wurden diese Kunstwerke ja bereits durch die Arbeit der DDR-Bevölkerung, die den Teil des Nationaleinkommens, der für die Schaffung und Unterhaltung der Kunstwerke aufgebracht werden mußte, erwirtschaftet haben. Warum sollen daran Verwertungsfirmen verdienen, die nur Waren aber keine Emotionen kennen?
Ergänzen werde ich diese Fotos manchmal durch Bilder meiner kleinen Postkartensammlung. Häufig sind ja die ehemaligen Ensembles während einer „Sanierung“ gründlich zurückgebaut worden. Die Springbrunnen der Prager Straße in Dresden sind hierfür ein unrühmliches Beispiel.
Es wird sich zeigen wie ich es zeitlich einrichten kann einen Teil meiner eigenen Geschichte zu erzählen aber auch diese zu ergründen. Manchmal sitze ich den ganzen Abend am Hochladen eines Bildes. Da muss der Künstler herausgefunden werden, daran schließen sich Recherchen über den Zeitpunkt der Entstehung des Werkes, die damalige Bezeichnung des Standortes und eventuelle des Anlasses an.
Schwupp die Wupp sind ein paar Stunden vergangen. Das geht eigentlich nicht jeden Tag. Gerade dieser Vorgang ist aber auch der Hauptspaß an der Sache. Man lernt viel dazu und taucht tief in die eigene Geschichte ein, die man als 20-jähriger noch nicht richtig wahrgenommen hat.
„Kunst am Bau“ war in der DDR in fast jeder zweiten, dritten Dienstberatung beim Hauptauftraggeber ein Thema. Aber nicht nur wegen der Künstler, sondern vor allem wegen der in den Wohngebieten neu angesiedelten Bevölkerung. Alles sollte schöner werden! Und so wurde es auch!
Als ich nach Halle-Neustadt zog, war anfangs alles noch recht leer und luftig, doch die Einkaufsmöglichkeiten, Kindergärten und Schulen, die Kultureinrichtungen, die Schwimmhalle waren fußläufig oder mit dem Bus (für 20 Pfennige pro Busfahrt) zu erreichen. Alles war langfristig geplant. Es war ein schönes Wohnen!
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Ich bin gespannt, wohin die Reise geht. Ich würde mich freuen, wenn sie weiter geht. Es muss ja kein täglicher „Imperativ“ sein. Danke für die Gedanken. Grüße
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