Wandmosaik am „Haus des Lehrers“, Walter Womacka, 1964

Berlin, Karl-Marx-Allee. Ostseite.
Wir nannten das Gebäude immer „Das Haus mit der Bauchbinde“. Leider habe ich mir früher das Kunstwerk nie in Ruhe betrachtet. Dabei gibt es so viel zu entdecken.
Ostseite, Detail
Ostseite, Detail
Ostseite, Detail

In seinem Buch: „Farbe bekennen, Erinnerungen“ schreibt Walter Womacka 2004:

Müßte ich ein solches Wandbild heute gestalten, wäre es viel grüblerischer. Das aber ist grundfalsch.

Ein solches Bild ist nichts fürs Museum. Es muß dekorativ, schmückend, optimistisch sein. So etwas schafft man nicht mit Depressionen. Vielleicht ist es gerade dieser Zukunftsglaube, der mein Bild heute besonders für junge Leute interessant und anziehend macht. Es vermittelt ein positives Lebensgefühl- angesichts der gegenwärtigen Welt scheint das ein kostbares, seltenes Gut.

Auf der anderen Seite: Die Grundstimmung entsprach damals, in den 6oer Jahren, nicht nur meinem Empfinden. Es handelte sich, was seit dem Untergang der DDR vehement und ausdauernd bestritten wird, um die Lebenshaltung sehr vieler Menschen hierzulande. Wir waren nicht reich, aber zufrieden und glücklich. Uns ließ die Ansicht, daß es immer aufwärts gehen würde, die Zukunft als etwas Angenehmes erscheinen. Man fürchtete sie nicht, sondern freute sich auf sie. Die Gegenwart war wie eine irdische Verheißung auf bessere Zeiten. Zweifellos ist es richtig, daß ein solches Versprechen irgendwann eingelöst werden mußte. Anderenfalls griffe Enttäuschung um sich- was später bekanntlich auch geschah. Gleichwohl bin ich unverändert der Überzeugung, daß es Alternativen zu jener Entwicklung, die Honecker mit dem VIII. Parteitag einleitete, durchaus gab.

Südseite.
Nordseite.
Westseite.

Der Schatten ist von einem neuem Einkaufszentrum. Der frühere freie Blick auf die Kunst wurde in den 90-ger Jahren verbaut. Konsum wurde vor Kunst und Bildung gestellt. Ein deutliches Abbild der gegenwärtigen Gesellschaft.

Detail
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