1961, Angriff von den USA auf Kuba in der „Schweinebucht“

Karte mit Verlauf der Invasion

Prendes, Alvaro: „Mitten im Visier“, Havanna 1972

1961

Am 19. April fliegt der Autor mit seinem Waffengefährten Carreras, einen Jagdfliegereinsatz gegen die angreifenden Bomber:

„……Bei Playa Larga trennen wir uns vom Festland und nehmen Kurs aufs Meer. Der Gedanke mit einer einstrahligen Maschine, die in schlechtem Zustand ist, seewärts zu fliegen, will mir zwar nicht behagen, aber anscheinend beabsichtigt Carreras, den Gegner auf seinen Routen von «Happy Valley» nach Girön im Rücken zu packen, und das gefällt mir.

«Ziel bei zwei unten!»

Carreras‘ Stimme klingt gelassen in den Kopfhörern. Ich blicke in jene Richtung, es ist kaum etwas zu sehen. Zwei Punkte, fast am Horizont über dem Wasser; jetzt bekommen sie die Größe von zwei schwarzen Motten; ja, kein Zweifel, es sind Flugzeuge, und sie steuern Westkurs, 270 Grad. Wir fliegen einen Kurs von 45 Grad, in Richtung Nordosten. Ich setze mich hinter Carreras, denn er ist bereits eingeschwenkt, um sie nach einer guten und weiten Kurve abzufangen. Ich sage zu Carreras: «Nimm du den rechten, ich kümmre mich um den .linken.» Und so machen wir es dann auch.

Schub: 96 Prozent. Ich kippe nach der linken Seite ab.

Entsprechend der Kurve, die ich geplant habe, soll mich dieses Manöver unter einem Winkel von 15 Grad direkt hinter die links fliegende Maschine bringen. Vermutlich ist sie die Führende des gegnerischen Paares. Wir müssen die Drehzahl drosseln, da wir von 3000 Meter auf rund 900 Meter – in die Höhe der gegnerischen Flugzeuge – hinuntergegangen sind.

Carreras konzentriert sich auf seine Kurve und ich auf meine. Hoffentlich merken sie nicht, daß wir gleich hinter ihnen sind. Der vertraute Umriß der B-26 wandert in mein Visier, jetzt versuche ich den Tragflügelanschluß der Maschine in den Zielpunkt zu bekommen. Noch etwas genauer. Warte mit dem Schießen, bis du sicher bist, sage ich zu mir. Endlich bin ich in richtiger Schußentfernung. Ich drücke auf den Auslöser meiner beiden M-3, und ein langer Feuerstoß leckt nach dem Rumpf der B-26, streicht bis zur Tragfläche hin, und im selben Moment quillt grauer Rauch aus dem linken Motor und dem Rumpf der Maschine, dann zerplatzt sie wie eine Bombe in der Luft. Sie hatte noch die volle Bomben und Raketenlast an Bord, denn die B-26 flogen ja erst an.

Ein flüchtiger Blick nach rechts zeigt mir, daß Carreras gerade den gleichen Angriff unternimmt. Dann sehe ich orangefarbene Flammen – die zweite Explosion. Ein einziger Anflug genügte, um zwei gegnerische Maschinen abzuschießen. Beide stürzen nur wenig voneinander entfernt ins Meer. Wir sehen, wie sich an der Absturzstelle zwei große qualmende Flammenkreise bilden.

Carreras warnt mich. Noch im letzten Augenblick hatten die Besatzungen auf englisch einen Funkspruch an den Flugzeugträger abgesetzt: «Mayday, Mayday, Castro-Flugzeuge greifen uns an.» Deshalb fordert mich Carreras nach kurzer Pause – jetzt schon etwas erregt – auf, sofort zum Flugplatz zurückzukehren. Er selbst macht sich auch unverzüglich auf den Heimflug, während ich einen Kreis über der Absturz- · stelle ziehe, um festzustellen, ob es Überlebende gibt. Doch es gibt keine.

Die beiden Flugzeuge waren prämiert, wie wir sagen: In ihnen flogen vier amerikanische Fliegerasse. Ihre Namen sind im Buch der nordamerikanischen Journalisten David Wise und Thomas B. Ross auf geführt. Einer von ihnen war ein General, die drei anderen waren Oberste und Veteranen des Koreakrieges.

Riley W. Shamburger, geboren am 17. 11. 1924 in Birmingham, war 36 Jahre alt, als er abgeschossen wurde. Seit dem Überfall auf Pearl Harbor diente er in der USA-Luftwaffe, nahm als Kampfflieger am zweiten Weltkrieg und an der USA-Aggression in Korea teil. Später arbeitete er als Testpilot bei den Hayes-Werken. Außerdem war er Kommandeur bei der Nationalgarde des Bundesstaates Alabama (Chef der Flugleitung auf deren Flugplatz Birmingham) und Pilot von General Doster, das heißt, sie flogen gemeinsam.

Thomas Willard Ray zählte 30 Jahre als er abgeschossen wurde. Von 1950 bis 1952 diente er in der USA-Luftwaffe und war anschließend Pilot für Strahljäger F-84 und B-26- Bomber bei der Nationalgarde von Alabama. Im Januar 1961 wurde er abkommandiert, um als Kampfflieger am Überfall auf Kuba mitzuwirken.

Leo Baker war 34 Jahre alt, als ihn das Schicksal ereilte. Seit 1944 in der USA-Luftwaffe, diente er während des zweiten Weltkrieges als Bordingenieur und nahm später an der Aggression gegen die Koreanische Volksdemokratische Republik teil. Auch Baker traf Ende Januar 1961 im Stützpunkt der Söldnerpiloten ein, damit er am Angriff auf Kuba teilnehmen konnte.

Der letzte dieser nordamerikanischen Flieger, der mit seiner in Flammen gehüllten B-26 abstürzte, war Wade Carrol Gray, 33 Jahre alt. Vorher Testpilot bei den Hayes-Werken, traf er im Februar 1961 auf dem Flugplatz «Happy Valley» ein.

Wir hatten es also mit Piloten zu tun, die kampferfahren waren. Doch davon ahnen wir beide nichts, als wir uns mit Vollgas und in geringer Höhe dem Flugplatz nähern und dann auf der Piste 5 landen. Wir sind stolz und zufrieden, daß wir zwei gegnerische Flugzeuge, die fast schon über unseren Truppen waren, vom Himmel geholt haben. Dieses Gefühl ermutigt uns…..“

Nachdem die USA noch am 21. April vor der UNO jegliche Verantwortung an der Invasion abgestritten hatte, mussten sie kurz darauf eingestehen, dass sie diesen Angriff auf ein friedliches Land geplant und durchgeführt hatten.

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